Übersicht MRAMORAK
Deutsche Evangelische Ortschaft aus dem BANAT



DIE NACH RUSSLAND VERSCHLEPPTEN FRAUEN





Von Unbekannt erhalten am 48.Mramoraker Kirchweihfest (30.9.2000)
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MRAMORAK - IM JAHRE 1945
"An einem schönen Oktobertag da hörte man nichts als Jammer und Klag.
Im Dorf war alles still, ein jeder macht, was er will.
Auf einmal haben wir es begriffen, daß die Russen haben die Grenze überschritten.
Aber wir waren alle noch zuversichtlich, denn man hörte noch die Kanonen schießen.
Doch dann kam der Trommler daher. Es war die Botschaft, die man nicht mehr im Leben vergessen kann: Bis heute Abend meldet sich noch jeder Mann.
Sie ziehen von zu Hause ab, traurig näher zu ihrem Grab.

Am 27.Dezember 1944 heißt es, alle Frauen und Mädchen von 18-30 Jahren sollen sich melden, denn es ist eine Krankheit ausgebrochen.
Als wir in die Gemeinde gekommen sind, daß heißt es wir werden interniert.
Da kommt so manche Mutter daher und weinte so sehr.
Kinder, warum habt ihr kein Glück? Kommt noch einmal in euer Eltern Haus zurück.
Da hatten wir eine Bitte an den russischen Offizier, denn wir haben keine Kleider und Schuhe hier.
Nun ging der Tanz im Hause los.
Wir rannten hien und her. Der Rucksach war allzuschwer.
Die Stunde 10 kam schnell daher.
In der Gemeinde wieder angekommen, wurden uns allen das Herz so schwer, denn uns wurde klar, daß wir müssen fort.
Am 31.Dezember 1944 wurden uns die Hände gebunden und wir wurden auf die Wagen geladen.
Es wurden auch Mütter von den Kindern gerissen. Sie haben das traurige Los gewonnen, zurückzubleiben.
Eltern und Kinder, Elend und Not; doch die daheim haben noch Hei- mat und Brot!
In PANTSCHOWA angekommen, hat man uns ganz freundlich aufgenommen.
Doch es dauerte nur kurze Zeit, da war die Freundlichkeit zu Ende.
Was den Russen hat gefallen, haben sie uns abgenommen.
Das Altjahr haben wir in Pantschewo verbracht, aber wie das Neue Jahr hat begonnen, hat man uns auf die Reise genommen.
In Rumänien hat man noch Kultur und Deutsche gesehen, dann war es aus.
Je weiter wir sind gekommen, haben wir von der Heimat Abschied genommen.
In RUSSLAND angekommen, den Empfang kann ich nicht sagen.
Wir beten: O lieber Gott, schenke uns das Glück, daß wir kehren wieder in unsere Heimat zurück, daß wir rufen ganz stolz und rein: ICH BIN DA, MEIN LIEBES MÜTTERLEIN.

IN RUSSLAND
Tief in Rußland steht ein Lager, stets bewacht. Drinnen hausen deutsche Mädchen, die man aus Banat hier hergebracht hat und die Herzen dieser Menschen schlagen traurig, ernst und schwer.
Möchten wieder nach der Heimat, sehnen sich nach ihr so sehr.
Für diese Frauen und Mädchen gibt es nur noch Arbeit;
und Leid im Schnee und Eis müssen sie ertragen, weil sie eben Deutsche waren.
Sie kennen nur Müh und Plage, niemals einen Sonnenschein, nur noch Not, Sorgen und Schwierigkeit.
Ihre Gedanken aber eilen nach der Heimat hin, wo sie ihre Lieben haben, wo es so schön und herrlich war.
Und wenn man von der Heimat spricht, da manchen davon das Herz bald bricht.
Unsere Lieben in der Heimat sind zeitlang schon allein, haben keine Kinder mehr.
Manche Kinder fragen ihre Liebe: Wo ist meine Mutter geblieben?
Da kann nur die Großmutter sagen: Sie mußten alle nach Rußland ziehen.

Es vergehen Tage und Nächte, Monate und zwei Jahr' -
und in diesem fremden Lande färbt sich Grau so manches Haar.
Sollt ich in Rußland sterben, muß ich da begraben sein,
so grüßt mir noch einmal die Heimat - mein BANAT.
Weil wir deutsche Mädels waren und das Deutschtum stolz getragen,
deshalb wurden wir vergannt in das große, lause Land Makjefka.
Dort angekommen, fängt ein neues Leben an.
Gurkensuppe ist das beste, was der Russe kochen kann.
Doch gab es auch andere Mädchen, die keine Schande haben, so daß sie heute "Deutsche", morgen "Serbin" waren.
Manchmal gab es kleine Fischlein samt, mit allem drum und dran.
Rote Rüben gab's als nach Speise und mit Vogelfutter drin.
Ja, in Rußland, da ist's "fein" - da wollte man nichtmal krank sein. Bei 40 Grad Fieber heißt es ab zur Arbeit!
Wir lagen auf Stroh in Rußland! Kein Brief in die Heimat; kein Zeichen von zuhause.
In unserem Zimmer ist es dunkel, still und leise.
Ein Liedlein erklingt: "Lebe wohl du deutsche Heimat, lebe wohl, ach Mutter, liebstes Mütterlein, die du sehr traurig bist, weil du nicht weißt, wo deine Tochter ist. Darum sitzt zu wohl daheim und weinst dir die Augen rot.
Doch Mutter, sei getröst, wir kom- men bald nach Hause. Und ist der Krieg zu Ende, o Heimat, dann bist du mein. O Mutter, dann kannst du lachen und glücklich sein."


Ein weiteres Lied über Rußland

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Liebe Landsleute,
dieses Gedicht (nicht nach dem "Versmaß" geschrieben sondern in Erinnerung an das "Maß der Leiden"!) wurde mir beim diesjährigen Mramoraker Treffen in die Hände gedrückt. Ich weiß nicht von wem. Es ist in der für unsere älteren Mramoraker typischen Schreibweise verfaßt. Ich habe mir erlaubt es in unsere Art heute zu lesen umzuschrei- ben. Es wäre schön, könnten wir den Verfasser oder die Verfasserin ausfindig machen. Ihr oder ihm sei gesagt: Es ist ein "Herzensge- dicht", das nicht in Vergessenheit geraten soll.

Ihr Landsmann Pfarrer Jakob Stehle



TOTENGEDENKENWIR GEDENKEN UNSERER TOTEN





Stand dieser Seite: 20.Januar 2002