DIE GESCHICHTE DER DEUTSCHEN FRIEDHÖFE IN MRAMORAK
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DIE GESCHICHTE DER DEUTSCHEN FRIEDHÖFE IN MRAMORAK
Ort der Ruhe und der Besinnung
Es gehört zum christlichen Glauben, daß man die Toten "aussegnet", d.h. man übergibt sie in Gottes Hand in der Hoffnung auf die Auferstehung und das ewige Leben.
Die Evangelischen im Banat wurden am Anfang von Lehrer Boy (vermutlich aus Ober-Ramstadt) betreut. Er hat auch einen Lesogottesdienst am 1718 gehalten. Die Kasualien (Taufen, Trauungen und Beerdigungen) haben die Jesuiten aus PALANKA vollzogen. (Heimatbuch, Seite 120).
Als Pfarrer Johann Karl Reichard am 24.Mai 1724 ins Banat kam, hielt er im türkischen Friedhof bei Langefeld am 24.Juni 1724 ein Andacht. Er wurde so zu ersten ordinierten Pfarrer des Banats. (Heimatbuch, Seite 120)
1790 entstanden die erste lutherische Gemeinden im Banat - und zwar HEIDESCHÜTZ. Es wurden dort Deutsche und Slowaken angesiedelt. 1791 wurde Franzfeld gegründet und 1820 siedelten Deutsche in Mramorak an. Der hessische Lehrer Lang war zugleich auch Levit (Prediger) der Gemeinde. Die Kasualien verrichtete ab 1820 der Franzfelder Pfarrer Samuel Banyasz - Mramorak war zu dieser Zeit Filiale von Franzfeld und wurde erst 1900 kirchlich selbständig.
1825 bauten die Mramoraker ihr erstes Bethaus und zugleich auch ein Pfarrhaus. Diese waren mit Stroh bedeckt. - Da die deutsche Gemeinde schnell größer wurde, schlug Pfarrer Polz (seit 1833 Pfarrer geworden war) den Bau eines neuen Bethauses vor. Dieses wurde auch schon am 9.November 1844 eingeweiht. - Am 12.Oktober 1885 beschloß man den Bau einer Kirche. Der Bau begann 1886. Die Kirche sollte Ende September 1888 "fix und fertig sein". Sie wurde am 2.Sonntag im November eingeweiht.
Der alte deutsche Friedhof von Mramorak
Der neue deutsche Friedhof von Mramorak
Durch ein Tor mit der Inschrift "Gottesacker" betrat man den Friedhof. Karl Kendel jr. erwähnt im Bildband eine "Kastanienallee". Von ihm erfahren wir, daß nach den Jahren 1944/45 die Grabsteine als "Steineinsatz für den Straßenbau in Mramorak" Verwendung fanden.
Bei unserem Besuch im August 2003 wurden wir auf den Friedhof geführt. Er ist total überwuchert von Gestrüpp und Hecken. Man findet noch einige Grabsteine und kann noch eine aufgebrochene Gruft sehen.
In der Mitte war ein Platz freigemacht. Dort wurde stellvertretend für die vielen Kreuze, die nun verschwunden sind, ein Holzkreuz aufgestellt. In tiefer Andacht gedachten wir in einer
Feier (von unserem Pfarrer Jakob Stehle gehalten) unserer Verstorbenen.
Dem Sekretär des "Serbisch-Deutschen Freundschaftsverein" - Zweigstelle Mramorak - Herrn ZEMAN - sei Dank gesagt, daß er uns mit Helfen diesen Ort der Ruhe vorbereitet hat. Ob es eines Tages so sein wird, daß die Ortschaft Mramorak sich ihrer Geschichte erinnert und diesen Ort wieder in einen ordentlichen Zustand bringt, so daß auch die jetzige Generation weiß:
HIER IST EIN GOTTESACKER
Das Grabgeläut
Die Glocken der Mramoraker Kirche zeigten an, wenn jemand gestorben war:
- Die "kleine Glocke" läutete, wenn ein Kind gestorben war;
- die "mittlere Glocke" läutete beim Tod eines Ledigen;
- die "große Glocke" hörte man beim Tod eines Verheirateten.
Auch das Geschlecht des Verstorbenen wurde mit dem Glockengeläut bekanntgegeben:
- Beim zweimaligen Läuten war der Verstorbene eine Frau;
- beim dreimaligen Läuten war es ein Mann.
Zu den Glocken unserer Kirche
Bräuche um die Beerdigung
Der Verstorbene wurde im "Extrazimmer" (Gute Stube!), im besten Gewand, im offenen Sarg aufgebahrt. Es wurden Kerzen angezündet und eine Totenwache abgehalten. Einem erwachsenen Mädchen wurde ein Brautschmuck angelegt: ein weißer Kranz am Kopf und bunte Seidenbänder mit Sträußchen an der Brust. - Auch die Freunde trugen Hochzeitsschmuck.
Sobald sich der Trauerzug in Bewegung setzte, begann das "Zusammenläuten" und endete beim Erreichen des Friedhofs. Während der Beerdigung läuteten alle drei Glocken. Beim Vaterunser ertönte (auf ein Zeichen, das vom Kirchturm aus beobachtete werden konnte) nochmals die kleine Kirchenglocke.
(Quelle: Bilderband, Seite 30, Emmi Hinkofer-Walter)
In Mramorak gab es (?) zwei Beerdigungsinstitute: Philipp Schurr und der Tischlermeister Johann Kendel. Schurr verwendete zwei Rappen um den Bestattungswagen zu ziehen, Kendel zwei Schimmel. Die Kränze waren mit weißen Bändel versehen. Wer es sich leisten konnte, der errichtete für seine Toten eine "Gruft". Diese war mit einem Marmorstein abgedeckt.
Mramorak-Reise-2003 - Unsere Friedhöfe
Das "Wo ist das Grab"
LANDKARTE - "Wo liegt Mramorak?"
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