DORF- und WELTGESCHICHTE - EXKURSE
Ein Versuch Dorfgeschichte auf dem Hintergrund der Weltgeschichte zu sehen


(Zusammengestellt von Pfarrer Jakob Stehle)




STIMME DER VERTRIEBENEN

STIMME DER VERSÖHNUNG

Und ich will auch auf das andere Dokument der Nachkriegsgeschichte hinweisen, das im Kreis aller Vertriebenen entstand: die CHARTA DER VERTRIEBENEN, die in Stuttgart am 5. August 1950 unterschrieben wurde. "Im Bewußtsein ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen" - so fängt es an. Und es leugnet nicht die kulturelle Zugehörigkeit zum "christlich-abendländischen Kulturkreis", ihrer Zugehörigkeit zum "deutschen Volkstum" und, es war wirklich Weitsichtigkeit! - "in der Erkenntnis der gemeinsamen Aufgabe aller europäischen Völker". Als erster wichtiger Satz des Gelöbnisses heißt es dann: "Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluß ist uns ernst und heilig im Gedenken an das unendliche Leid, welches im besonderen das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat.

Klagend klingt es nach: "Wir haben unsere Heimat verloren. Heimatlose sind Fremdlinge auf dieser Erde." Und sie erinnern daran, daß sie das Schicksal der gewaltsamen Trennung von ihrer Heimat (als einer geistigen Tötung!) "erlitten und erlebt" haben.



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NEUER WEG IN UND MIT EUROPA

Ist auch, liebe Männer und Frauen, die Erwartung Wirklichkeit geworden, daß "Die Völker der Welt ihre Mitver¬ antwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen" empfinden? Das Fragezeichen muß wohl - auch noch 50 Jahre da¬ nach - gesetzt werden! Wir Heimatvertriebenen wissen uns solidarisch mit allen Volksgruppen in Europa, denen der Krieg unermeßliches Leid zugefügt hat. Und wir wollen es auch nicht vergessen: Das Leiden der durch den Nationalsozialismus ver¬ folgten und überfallenen Völker - das Leid der Geschwister Jesu - der JUDEN, das Leid der christlichen Geschwi¬ ster - der POLEN und das Leid aller anderen Nationen, die zuerst geknechtet und dann in die Kriegswirren gezogen wurden. Wer aber die gottlose Diktatur eines Hitlers auf das Konto der Heimatvertriebenen schreiben will, begeht historische Verfälschung.

Es war kein Geringerer als der damalige württembergische Landesbischof Theophil Wurm, der am Himmelfahrtsfest 1945, es war der 10. Mai, der neben den mutigen Worten des Schuldbekenntnisses auch Worte der Zurückweisung fand: So sagte er: "... Unser Volk war mehr menschengläubig als gottgläubig...Wir bekennen unumwunden, daß auch die gläubigen Christen mehr Glaubensmut hätten zeigen sollen und daß die, die Zeugnis ablegten gegen Unrecht, Gewaltat und Lüge, oft recht allein standen."

Gleich danach wendet er sich jedoch an die historische Verfälschung und sagt: "... Wenn aber neuerdings in Rundfunksendungen behauptet wird, daß das deutsche Volk niemals gegen verbrecherische Handlungen protestiert habe und deshalb in seiner Gesamtheit mitverantwortlich gemacht werden müsse, so möchte ich doch der Gemeinde aus einem der Schriftstücke, die an die Reichsregierung abgegangen sind, einen Abschnitt vorlesen.."

Und dann zitiert er aus einem Wort der Evangelischen Kirche vom 18. Juli 1943. (Quelle: Arbeit und Besinnung, Nr.8, 15.April 1995, Seite 312ff)
Die Nationen können nur einen neuen Weg gehen, wenn VERGEBUNG und VERSÖHNUNG Leitmotive aller bleiben. Eine Aufrechnung von Schuld steht uns Menschen weder an, noch entspricht es der Wirklichkeit menschlicher Existenz, noch aber bringt es Zukunft. Allen, die sich auf ihren christlichen Glauben berufen, egal welcher Nationalität, steht jenes Gebet Jesu an, das wir immer beten: "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Und der Apostel Paulus sagt: Da ist keiner, der gerecht wäre, auch nicht einer!"

Und um nochmals Landesbischof Wurm zu zitieren: "... diesem Geist der Gewalt treten die Jünger Jesu entgegen, und zeigen durch ihr Beispiel, daß Vergebung besser ist als Vergeltung und daß der, der bereit ist zu vergeben, stärker ist als der, der dem Trieb zur Vergeltung folgt."



Ende der Geschichtsabhandlung (noch in Bearbeitung!)
Jakob Stehle, Pfarrer            


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[ BIOGRAPHIEN ]
Start: 4.Oktober 2001
Stand: 19.Januar 2002